02. Mai 2024

Kanu und Wohnmobil - Tipps für den Transport in der Heckgarage

Mit einem portablen Kanu als Reiseboot kann der Paddelurlaub entspannt starten. (Foto: Michael Hennemann)

Liegt der Fokus (gerade im entspannten Urlaub)  nicht auf dem Maximum an Paddelperformance, so bieten Reiseboote eine interessante und vor allem stressfreie Alternative, um vom Wohnmobil aus Ausflüge aufs Wasser unternehmen zu können. Diese portablen Boote lassen sich bei Nichtgebrauch recht  klein verpacken und passen dann locker in die geräumige Heckgarage eines Wohnmobils.

Von Michael Hennemann

 

Ob mit oder ohne Ladehilfe: Der Transport eines Festrumpfbootes auf dem Wohnmobil bedeutet in jedem Fall einen ziemlichen Aufwand. Zusätzlich müssen natürlich auch die zahlreichen Vorschriften der Straßenverkehrsordnung beachtet werden, und das die Kanus so sicher befestigt sein müssen, dass andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden, versteht sich praktisch von selbst.
Weiterer Vorteil: Auch etwaige Lagerungsproblem zu Hause gehören der Vergangenheit an, denn wenn das Kanu gerade nicht benötigt wird, reicht eine freie Ecke in der Garage oder im Keller für die Aufbewahrung.

 

Möglichkeit 1: Faltboote

Faltboote sind die klassischen Vertreter des transportablen Reisebootes. Das grundlegende Prinzip aus einer flexiblen Bootshaut, die auf ein stabiles Innengerüst gespannt wird, ist dabei seit Jahrhunderten unverändert und hat bis heute nichts an Faszination und Vielseitigkeit eingebüßt.  Dabei finden sich auf dem Markt sowohl geschlossene Faltkajaks, die mit einem Doppelpaddel gefahren werden, wie auch offene Canadier für Stechpaddelfreunde.
Neben dem traditionellen Holzgerüst werden heute auch Modelle mit Aluminium oder sogar Carbongestänge angeboten. So lässt sich das Gewicht weiter reduzieren und die Mitnahme wird noch einfacher gemacht. Die Bootshäute werden aus einem besonders widerstandsfähigen Kunststoff-Gewebe gefertigt und eine robuste PVC/PU-Kunststoffbeschichtung am Unterschiff weiter verstärkt.
Die Einzelteile finden je nach Hersteller und Modell in ein bis drei Taschen Platz und lassen sich so gut transportieren. Am Einsatzort ist der Aufbau mit etwas in Übung in rund 30 Minuten erledigt und das Kanuabenteuer kann beginnen.
Neben der klassischen Skin-on-Frame-Konstruktionen haben einige Hersteller inzwischen auch Boote im Angebot, die den Namen Faltboot wörtlich nehmen und im Origami-Stil aus einer einzigen Kunststoffplatte zusammengefaltet werden. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich auch Hybrid-Varianten, bei denen das Gestänge auf ein Minimum reduziert ist und durch zusätzliche Luftschläuche ergänzt werden, um die Stärken von Falt- und Luftbooten zu kombinieren.
 

Faltboote auf einen Blick

+ gute Fahreigenschaften
+ viel Stauraum
- vergleichsweise (zeit-) aufwändiger Auf- und Abbau
je nach Modell hoher Preis


 

Möglichkeit 2: Luftboote

Luftboote stellen eine interessante Alternative zu den klassischen Faltbooten dar. Sie sind nicht zu verwechseln mit billigen Badebooten aus dem Baumarkt oder vom Discounter, die in erster Linie zum Plantschen auf dem Badesee, am Strand oder im Pool taugen und die wesentlich zum schlechten Ruf von ausblasbaren Kanus innerhalb der Paddlergemeinde beigetragen haben.
Ein Meilenstein bei der Entwicklung moderner Luftboote ist die aus dem Bereich der aufblasbaren Standup Paddling Boards stammende Drop-Stitch-Technik. Dabei werden die beiden Innenwände der Luftkammer durch unzählige Textilfäden zusammengehalten. So können die Boote mit einem viel höherem Druck von bis zu 1 bar aufgeblasen werden als es bei einfachen Schlauchbooten mit Luftkammern ohne zusätzliche Fäden (nur ca. 0,25 bar) möglich ist. Der höhere Innendruck macht den Bootsrumpf steifer und formstabiler, was sich positiv auf die Fahreigenschaften auswirkt.
Die überragende Stärke von Luftbooten ist der kinderleichte Aufbau, denn es muss kein Gestänge zusammengesteckt und montiert werden. Nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: Es können keine Schrauben oder andere Kleinteile verloren gehen! Typischerweise dauert es keine 10 Minuten, bis die Luftkammern gefüllt sind. Anschließend brauchen nur noch die Sitze eingehängt werden und schon kann es aufs Wasser gehen.
Auch wenn moderne Luftboote viel Spaß machen und richtiges Paddelfeeling aufkommen lassen, so sind sie doch um einiges behäbiger als Faltboote oder gar Festrumpfboote. Insbesondere die staatliche Breite wirkt sich negativ aus: Sie erschwert nicht nur das Eintauchen der Paddelblätter sondert bremst auch das Tempo. Kein Problem, solange man auf Fließgewässern unterwegs ist. Längere Touren auf Seen dagegen gehen schnell in die Arme. Auf der anderen Seite schätzen aber gerade Anfänger die stabile Wasserlage, denn es gehört schon einiges dazu, ein Luftboot im ruhigen Wasser zum Kentern zu bringen.
 

Luftboote auf einen Blick

+ unkomplizierter und schneller Aufbau
+ gutmütige Fahreigenschaften
+ hohe Zuladung
+ stabile Wasserlage
- vergleichsweise langsamer
- windanfällig
- geringer Stauraum


 

Möglichkeit 3: Modulboote

Modulboote versprechen die Performance eines Hartschalenkajaks mit gutem Geradeauslauf und flotter Reisegeschwindigkeit bei gleichzeitig heckgaragentauglichen Transportmaßen. Die zerlegbaren Boote bestehen aus mehreren Segmenten, die je nach Hersteller mit einem unterschiedlichen Mechanismus verbunden werden und so mit minimaler Aufbauzeit einsatzbereit sind. Auf die Spitze getrieben wird das Konzept vom Pakyak Bluefin 142. Dessen sechs Einzel-Segmente können sogar ineinander gestapelt werden. So passt das 4,33 Meter lange Kajak für den Transport in einen handlichen Packsack (107 x 61 x 41 cm), der praktischerweise sogar mit Rucksackträgern und Rollen ausgestattet ist.
Konventionelle Modulkajaks bestehen in der Regel aus drei zusammensteckbaren Teilen. Natürlich fällt der Platzbedarf in der Heckgarage dann entsprechend größer aus, dafür zeigen sich diese Modelle besonders flexibel, denn durch ein zusätzliches Mittelteil lässt sich ein Einerkajak im Handumdrehen zum Zweierkajak umbauen.

 

Modulboote auf einen Blick

+ hervorragende Fahreigenschaften wie bei einem Festrumpfboot
+ einige Modelle sind flexibel von Ein- auf Zweisitzer umrüstbar
- größeres Packmaß als Luft- und Faltboote
- hoher Preis

 

Modulboote auf einen Blick:
+ hervorragende Fahreigenschaften wie bei einem Festrumpfboot
+ einige Modelle sind flexibel von Ein- auf Zweisitzer umrüstbar
+ größeres Packmaß als Luft- und Faltboote
- hoher Preis
 

Ohne eigenes Kajak aufs Wasser

Schon klar: Ein Leben ohne eigenes Kanu ist möglich, aber sinnlos. Wer sich aber aus welchem Grund auch immer gegen die Mitnahme der eigene Paddelaurüstung im Wohnmobil entscheidet, braucht trotzdem nicht auf Wasserabenteuer zu verzichten, denn praktisch an allen beliebten Paddelrevieren in Deutschland und Europa bieten Kanuvermieter ihre Dienste an.
Neben den Booten erhalten Sie dort auch die nötige Ausrüstung, wie z.B. wasserdichte Gepäcktonnen und Schwimmwesten sowie eine Einweisung in die richtige Paddeltechnik und wichtige Tipps zum jeweiligen Gewässer.
Viele der kommerziellen Verleiher bieten außerdem einen Abholservice vom Endpunkt der Tour an, was Sie vom, vor allem in den weniger besiedelten Regionen oft recht mühseligen, Umsetzen des Wohnmobils befreit.
Canadier bekommen Sie bei fast allen Verleihern. Wollen Sie dagegen ein Kajak mieten, so sollten Sie auf jeden Fall im Vorfeld Rücksprache mit dem Kanuverleiher halten, denn nicht alle Anbieter haben Kajaks im Programm. An beliebten Paddelgewässern werden in der Hauptsaison die Boote knapp, sodass es sich empfiehlt rechtzeitig zu reservieren.
Die Preise variieren je nach Gewässer, Wochentag und Saison. Als Richtwert können Sie sich in Deutschland an folgenden Tagespreisen für die Hauptsaison oder am Wochenende orientieren: Kanadier für zwei Personen gibt es ab 35 €, ein Einer-Wanderkajak schlägt ebenfalls mit etwa 35 € zu Buche. Bei längerer Mietdauer gibt es oft deutliche Rabatte.

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 5/2022:

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